Leserbrief zur Leserbriefflut zur „Knöllchen-Posse“
 
Liebe Fans des Bürgermeisters,
 

es ist schön, dass auch manche Lokalpolitiker auch heute noch beliebt sind, obwohl es sonst nur Schelte gibt. Jeden Tag erscheinen neue, empörte Leserbriefe, die den „armen“ Bürgermeister in Schutz nehmen.

Wogegen eigentlich? Die CDU will die Sache vom Landrat prüfen lassen – legitim, das würde bei jedem anderen Vorgang auch passieren. Manche Lokalpolitiker gehen sogar gegen mehrheitlich gefasste Ratsbeschlüsse vor Gericht.

Die SPD-Fraktion und der SPD-Stadtverband haben zwei sehr moderate Stellungnahmen abgeben: das Verhalten des Bürgermeisters war nicht in Ordnung, Rücktrittsforderungen sind aber übertrieben. Der Landesminister wird zu dem Thema interviewt und stellt den Sachverhalt aus der Sicht des Behördenchefs dar. Alles sehr zurückhaltend anhand der tatsächlichen Ereignisse. Seitdem gab es keine weiteren Reaktionen.

Trotzdem erscheinen täglich Ihre Briefe, die gegen die Volksparteien gerichtet sind!

Wenn der Bürgermeister ein Parteibuch der SPD oder CDU hätte, wären Ihre Reaktionen möglicherweise ganz andere, oder?

Was ist denn nun passiert? Seit rund 20 Jahren gibt es eine Regelung, die eindeutig festlegt, wo Ratsmitglieder in Ausübung des Ehrenamtes parken dürfen. Die Verwaltung hat seitdem einige hunderttausend Euro gegenüber der vorherigen Regelung gespart.

Der Bürgermeister hält sich nicht daran und soll zahlen. Er zahlt das Bußgeld und auch die Bearbeitungsgebühren nicht – es ist ja mittlerweile auch Verwaltungsaufwand entstanden.

Rund 50,- Euro fehlen – kein Protest Ihrerseits?

Er bringt seinen Abteilungsleiter in den Konflikt zwischen Loyalität zu seinem Arbeitgeber und korrekter Amtsausübung – kein Aufschrei Ihrerseits?

Er behauptet, es gäbe eine Regelung im Ältestenrat, die er nicht vorlegt oder nicht vorlegen kann – keine Nachfragen Ihrerseits?

Er behauptet, es gebe rund 30 weitere Fälle, wo Knöllchen niedergelegt wurden – nachgewiesen ist nur ein Fall eines seiner politischen Freunde. Keine Zweifel Ihrerseits?

Er kündigt im Dezember ein fast fertiges Personalentwicklungskonzept an, dass er im Februar vorlegen will. Tut er aber nicht. Na ja, er ist ja noch neu. Und wenn er anderes Parteibuch hätte?

Er beschränkt stattdessen die Mitwirkung des Personalrates bei der Stellenplanung – ja, wo bleiben denn die Proteste der kritischen Bürger?

Bisher hat er wohl nur einmal Kritik auf sich gezogen, als er an Weiberfastnacht den Sturm der „Weiber“ auf das Rathaus abgesagt hat. Ansonsten scheint am „Teflon-Bürgermeister“ alles abzugleiten!

Liebe Leserbriefschreiber, ich zitiere Ihr Idol: nachdenken bitte!

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Lamczick